Die deutsche Mannschaft feiert mit ihren Fans. © Michael Memmler
Bis zur letzten Minute haben sie gekämpft, geschwitzt und gejubelt. Die Finalistinnen aus England und Deutschland. Am Ende bekam England die Trophäe, der eigentliche Sieger heißt aber anders.
Das Turnier im Sommer 2022 wird wohl für längere Zeit im Gedächtnis von Fußball-Europa bleiben. Und diesmal ist es keine Männer-EM, die Geschichte geschrieben hat. Nicht nur das Finale war mit Abstand das größte Sportereignis der letzten 12 Monate, das gesamte Turnier hat riesigen Zulauf erfahren und wurde mit jeder Runde mehr zum Fanliebling und zum Spektakel. Auf wie neben dem Platz. Denn ja, die Spiele waren schön anzuschauen (von einigen wenigen eher peinlichen Szenen der Engländerinnen im Finale mal abgesehen). Aber mindestens genauso schön war die Stimmung in und um die Stadien, wo tausende Fans nicht Nationalstolz und Rivalität, sondern vor allem ein riesiges Fußballfest feierten.
Alles schön und gut wird man in Deutschland vielleicht sagen, aber den Titel haben wir trotzdem nicht geholt. Natürlich ist das schade und jede Trauer um verpasste Chancen berechtigt. Auch die Art und Weise wie dieses über weite Strecken wirklich mitreißende Finale verloren wurde ist schade, vor allem für den Ruf des Frauenfußballs.
Aber trotz Zeitspiels, strittiger Schiedsrichterentscheidungen und manch anderer Kleinigkeit hat die deutsche Mannschaft und hat das gesamte Turnier der Welt gezeigt, wie spannend und großartig der Frauenfußball ist. Dass es eben nicht darum geht, dann auch mal die Mädels ranzulassen, wenn bei den Männern grad nichts besseres läuft. Dass dieser Sport, unabhängig davon wer ihn ausübt, begeistern und tausende in die Stadien und Millionen vor den Fernseher locken kann. Und das sicher nicht nur, weil die WeEURO im Gegensatz zu vielen Herren-Spielen im Free-TV übertragen wurde.
Nicht umsonst hat das Finale in Wembley den Zuschauerrekord für ein UEFA-Endspiel geknackt. Nicht umsonst waren die drei Meistbesuchten Fußballspiele im letzten Jahr allesamt Spiele von Frauenmannschaften. Und nicht umsonst haben knapp 18 Millionen Deutsche das Spiel im Fernsehen verfolgt.
Die Frage ist nun: Was lernen wir daraus? Außer, dass Frauenfußball mindestens genauso spannend sein kann wie Männerfußball. Vor allem, dass der Rahmen, die Bühne durchaus eine wichtige Rolle spielt. Wären die Spiele nicht frei übertragen worden, hätte die deutsche Mannschaft niemals diesen öffentlichen Rückhalt, diese Unterstützung erfahren. Wäre gleichzeitig ein großes Turnier der Männer veranstaltet worden, wer weiß wer mehr Zuschauer angelockt hätte?
Vor allem aber geht es, mal wieder, ums Geld. In diesem Fall möchte ich jedoch die Debatte über Equal Pay, so wichtig sie auch ist, links liegen lassen. Denn mir geht es um das Geld, dass sich mit diesen Turnieren und der Vermarktung verdienen lässt. Denn wenn die EURO in England eines gezeigt hat, dann dass die Menschen tendenziell da zuschauen, wo es nicht nur um Millionen an Werbeeinnahmen und Prämien geht, wo sich die öffentlich-rechtlichen Sender nicht mit privaten Sendern um Übertragungsrechte streiten müssen und am Ende viel zu viel Geld bezahlen müssen, um ihrem Sendeauftrag gerecht zu werden.
Die EURO hat gezeigt, dass all dieser kommerzielle Humbug nicht sein muss, und dass die Menschen es auch genießen, wenn ihr Sport nicht mit Unmengen Geld vollgestopft wird. Was mitnichten heißt, dass nicht mehr in den Frauenfußball investiert werden muss. Nur bitte in der richtigen Menge und an den richtigen Stellen. Bei den Spielerinnen zum Beispiel.