7-Tore-Wahsinn und "überglückliches" Wolfsburg

Johanna Grimm und Jonathan Krech • 8. November 2021

Frauen-Bundesliga: Spieltags-Zusammenfassung

7. Spieltag

Svenja Paulsen im Zweikampf gegen Tine de Caigny.                                                                                                               © Karim El Boujdaini/ FC Carl Zeiss Jena

"Überglücklich": Wolfsburg dreht 2:0-Rückstand in letzter Sekunde

Vfl Wolfsburg – Eintracht Frankfurt 3:2

Die Bundesliga ist zurück und der 7. Spieltag startete gleich mit einer Hammerpartie. Der VfL Wolfsburg empfang die Eintracht. Die SGE steht auf Rang drei, ist aber punktgleich mit dem Tabellenführer aus München und Wolfsburg folgt dicht dahinter mit zwei Zählen weniger. Für beide Teams stand also die zwischenzeitliche Tabellenführung auf dem Spiel.

Wir steigen ein in der vierten Spielminute. Die Eintracht kommt durch einen langen Ball aus der Abwehr nach vorne, Martinez nimmt den Ball gekonnt auf der rechten Seite mit, dreht sich einmal um die eigene Achse und bringt den Ball zentral vors Tor. Dort steht Lara Prasnikar bereit, die sich ebenfalls einmal dreht und flach abzieht. 1:0 für die SGE, was für ein irrer Start. Doch die Wölfinnen kamen auch gut ins Spiel, Kapitänin Svenja Huth tänzelte keine zehn Minuten später die gesamte Frankfurter Abwehr aus und verfehlte das Tor nur um Haaresbreite. Der VfL wollte bislang keinen Ausgleich, Vieles gelang bisher nicht; Jill Roord schoss am leeren Tor vorbei. Doch Tore gab es dennoch, nur schossen sie die Frankfurterinnen. Laura Freigang legte in der 20. Minute nach, die Wolfsburger Abwehr sah auch hier nicht gerade gut aus. Kam der VfL nochmal? Ja. Und wie! Dominique Janssen erzielt den Anschlusstreffer per direktem Freistoß(34.). Der Ball segelte über die MAuer hinweg mitten ins Kreuzeck. Was für ein Traumtor!

Mit der knappen Führung der Eintracht ging es in die Pause. Der Druck der Wolfsburgerinnen wurde in der zweiten Hälfte immer stärker, bis zur 66. Minute hielt Nationaltorhüterin Merle Frohms jedoch alles, was auf ihr Tor kam. Nach einer erneuten Ecke des VfL bekommt die SGE den Ball nicht weg und Jill Roord kommt irgendwie dran und macht den verdienten Ausgleich. Bis zur Schlussphase passiert rein gar nichts, alles sieht nach Remis aus, bis die Wölfinnen in der 93. Spielminute noch einen Freistoß erhalten. Felicitas Rauch chippt den Ball sehenswert in den Strafraum, Janssen kommt hin und köpft zum Sieg ein. Ganz ganz bitter für die Eintracht, die sich gerade in der ersten Hälfte gut geschlagen hat. Dennoch ein verdienter Sieg für die Wolfsburgerinnen: „Ich bin überglücklich. Das sind die besten Spiele, wenn man so spät noch gewinnt.“(Doppelpackerin Janssen)

Arbeitssieg gegen eine starke SGS - Bayern auf Kurs

SGS Essen – FC Bayern München 1:2

Der FC Bayern wurde zu Gast in Essen begrüßt und setzte von Anfang an auf eine frühe Führung. Die lieferte in der achten Minute Klara Bühl nach Vorarbeit von Saki Kumagai, indem sie aus spitzem Winkel abschloss.

In der 14. Minute kam dann Essen das erste Mal. Im Mittelfeld erkämpfte sich Elisa Senß den Ball, hart an der Grenze zum Foul, und schickte den Angriff los. Über Carlotta Wamser landete die Kugel bei Maike Berentzen, die den Ausgleich erzielte und den Bayern damit ein bisschen Wind aus den Segeln nahm.

Die brauchten bis zur 33. Spielminute, um Klara Bühl erneut die Chance zum Treffer herauszuspielen. Ihr Schuss ginge jedoch knapp über den Essener Kasten. Nur fünf Minuten später zeigte sich auf der anderen Seite Estelle Laurier mit einem guten Distanzschuss, der jedoch kein Problem für Laura Benkarth darstellte.

Kurz nach Wiederanpfiff durfte Lina Magull einen Freistoß aus vielversprechender Position schießen, den sie butterweich auf den Kopf von Jovana Damnjanovic schickte. Aus kurzer Distanz war da für Sophia Winkler nicht viel zu halten (51.).

Die Essener Antwort ließ nicht lange auf sich warten, doch der Schuss von Estelle Laurier landete nur am Pfosten, der Bayern hier half. Der FCB drückte weiter, doch auch hier scheiterte es zuweilen an der Präzision. Eine Hereingabe von Hanna Glas konnte Maximiliane Rall nicht zufriedenstellend verarbeiten, Winkler behielt die Oberhand.

Am Ende ein echter Arbeitssieg für die Bayern, die sich gegen starke Essenerinnen behaupten mussten. Für den FCB folgen nun anstrengende Wochen mit vielen Spielen, unter anderem in der Champions League.

Schiedsrichterin beschenkt Werder – Sand verliert unglücklich

Werder Bremen – SC Sand 1:0

Erst vor Kurzem standen sich die beiden Teams im DFB-Pokal gegenüber. Als Siegerinnen gingen die Frauen des SC Sand vom Platz (0:1), für die Bremerinnen konnte also an diesem Spieltag die Revanche klappen. Die Partie startete sehr intensiv, viele körperbetonte Zweikämpfe prägten das Spiel, wo sonst nur eher selten ein Abschluss oder eine Torannäherung zu sehen war.

Bis zur Pause blieb es beim 0:0, doch nach dem Seitenwechsel wurde es plötzlich spannend.

Werder kommt in der 48. Minute gefährlich vors Tor und SC-Torhüterin Jasmin Pal geht raus, sowohl sie als auch die Bremerin bleiben zunächst liegen. Die Schiedsrichterin entschied korrekt auf Abstoß, Pal traf nur den Ball in dieser Szene.

Bis zur 80. Minute kommt keine der beiden Mannschaften gefährlich vors Tor des Gegners, bis der SV Werder Bremen dann doch mal den Weg in den Strafraum sucht und findet. Jamsin Sehan setzt sich im Sturm durch und wird jedoch – kurz vor der linken Strafraumgrenze - heftigst gezogen, sodass die Schiedsrichterin diesmal eingreifen muss. Doch statt Freistoß entscheidet diese auf Elfmeter. Eine eindeutige Fehlentscheidung, aber dennoch kann, anders als bei den Männern, hier kein Videoschiedsrichter eingreifen. Michelle Ulbrich trifft anschließend entschlossen (83.). In der letzten Szene fällt dann jedoch im anderen Strafraum eine Sandener Spielerin, doch hier greift die Schiedsrichterin nicht zur Pfeife, sodass Werder glücklich und knapp siegt.

Machtedemonstration: Hoffenheim überlegen gegen chancenloses Jena

FC Carl Zeiss Jena – TSG 1899 Hoffenheim 1:5

Die Frauen vom FC Carl Zeiss Jena wollten an diesem siebten Spieltag ein Zeichen gegen Brustkrebs setzen und liefen dazu in einem pinken Sondertrikot auf.

Sportlich ging der Schuss jedoch erstmal nach hinten los, denn nach exakt 60 Sekunden stand es bereits 1:0 für die Gäste aus Hoffenheim. Nicole Billa traf nach einem einfachen, aber effektiven Angriff über die linke Seite.

Jena wollte gleich eine Reaktion zeigen, doch die TSG ließ erstmal nicht locker. Jule Brand bekam auf der rechten Seite den Ball und lief bis zur Grundlinie durch, von wo aus sie scharf nach innen zog, ihre Gegenspielerin einfach stehen ließ und die Kugel mit links aus kurzer Distanz in die Maschen jagte (14.).

Nur sechs Minuten später, die TSG ließ Angriff auf Angriff folgen, war es wieder Brand, die mit einem präzisen Pass in die Spitze bedient wurde und aus dem Vollsprint abschloss. Jena-Keeperin Inga Schuldt war damit zwar überwunden, diesmal rettete jedoch der Pfosten die Jenaerinnen vor schlimmerem.

Nach der Pause das gleiche Bild: Jena kam überhaupt nicht ins Spiel und die TSG wusste die entstehenden Räume super zu nutzen. Ein Angriff über Katharina Naschenweng und Chantal Hagel auf links landet bei Nicole Billa, die gleich noch ihren fünften Saisontreffer erzielte (57.).

Hoffenheim ließ es nun ruhiger angehen, es wurde auf beiden Seiten viel gewechselt und gegen Ende zeigte die TSG dann nochmal, wie es geht. Eine Hereingabe von rechts ging ungehindert quer durch den Strafraum und direkt vor die Füße  der eingewechselten Anne Fühner, die überlegt ins lange Eck abschloss. 4:0 für die Gäste, die Jena überhaupt nur drei Mal aufs Tor schießen ließen.

Aber eine Szene gab es noch, in der 87. Minute, in der Verena Volkmer einen Freistoß aus guter Position über die Mauer hinweg verwandelte. Wirklich ein sehr schöner Ehrentreffer!

Die TSG ließ sich jedoch nicht zweimal um eine Antwort bitten und so schickte die eingewechselte Vanessa Leimenstoll der weit aufgerückten Jena-Keeperin noch einen Ball ins Tor (89.).

Hoffenheim gewann verdient und überlegen auswärts in Jena und zieht zumindest nach Punkten mit dem VfL Wolfsburg gleich.

Wie aus dem Lehrbuch: Postdam überragt als Team

1. FFC Turbine Potsdam – SC Freiburg 2:1

Für Freiburg musste an diesem Spieltag endlich mal ein Sieg her. Anders als ihre männlichen Kollegen aus dem Breisgau, konnten die Frauen des SC bisher nur vier Punkte aus den letzten sechs Spielen mitnehmen.

Das Spiel begann schnell, die Anfangsphase gehörte den Freiburgerinnen, dennoch war es die Potsdamerin Cerci, die den ersten Torschuss dieses Abends abgab. Die erste halbe Stunde verging zäh, beide Teams kamen nur selten gefährlich vors gegnerische Tor. Erst in der 28. Minute war es der SC Freiburg, der nun auch mal Potsdam unter Druck setzte und somit auch den Ball eroberte, nachdem die Potsdamer Abwehr völlig unkoordiniert der Freiburgerin Svenja Fölmli den Ball vorlegte, die schnell reagierte und eiskalt zur überraschenden SC-Führung abschloss. Potsdam reagierte stark und setzte seinerseits einige gute Akzente in der Offensive, ehe es auch hier das erste Mal klingelte. Noch vor der Pause konnte Sophie Weidauer im starkem Nachsetzen nach einer Ecke zum 1:1-Ausgleich sorgen (40.).

Je mehr Chancen am Ende der ersten Hälfte zu sehen waren, desto mauer wurde es in der zweiten Halbzeit. Bis zur Schlussphase passierte nichts, doch kurz vor Schluss fasste sich Potsdam dennoch ein Herz und machte sich nochmal auf den Weg in Richtug Freiburger Tor. Resultierend aus einer SC-Ecke, spielt Potsdam den wohl bisher schönsten Konter der laufenden Bundesligasaison. Über mehrere Stationen wird die Abwehr der Freiburgerinnen auseinander genommen, Cerci ist eine der Antreiberinnen und auch sie ist es, die vor dem Tor einen ganz kühlen Kopf bewahrt und noch einmal auf Melissa Kössler ablegt, die in der 89. Spielminute zum verdienten 2:1 einschiebt. Eine klasse Teamleistung der Potsdamerinnen dank einer Konters wie aus dem Lehrbuch.

7-Tore-Wahsinn im Rheinderby: Köln überragt

Bayer 04 Leverkusen – 1. FC Köln 3:4

Köln erwischte in diesem Derby den besseren Start, in der 12. Minute wurde Rachel Rinast auf links geschickt und bediente in der Mitte Weronika Zawistowska, die aus kurzer Distanz einschob.

Auch der zweite große Kölner Angriff nach einer guten halben Stunde lief über Rinast auf dem linken Flügel, die diesmal eine hohe Hereingabe wählte und so Mandy Islacker fand, die per Kopf zum verdienten 2:0 traf (33.).

Gleich zu Beginn der zweiten Hälfte lud Leverkusen die Kölnerinnen gleich nochmal ein, wieder lief Islacker durch und wieder traf sie, diesmal aus vollem Lauf (49.). Bereits der vierte Saisontreffer für die Torschützenkönigin von 2016 und 2017.

Doch langsam erwachte dann auch Bayer Leverkusen, nach genau 62 Minuten erzielte die eingewechselte Dóra Zeller den so wichtigen Anschlusstreffer und ließ Manon Klett dabei keine Chance. Nun wollten die Leverkusenerinnen aufholen, wieder war Zeller beteiligt. Sie bediente Milena Nikolic, die aus fünf Metern per Kopf abschloss und die Leverkusener Hoffnungen am Leben hielt (73.).

Doch Köln war nur kurzzeitig geschockt und wollte dann gleich noch das vierte Tor nachlegen. Zawistowska wurde dabei im Leverkusener Strafraum zu Fall gebracht, die Schiedsrichterin entschied zu Recht auf Elfmeter. Mandy Islacker wollte sich die Chance auf den Dreierpack nicht entgehen lassen, trat an und verwandelte souverän (81.).

Doch Leverkusen wollte einfach nicht aufgeben, direkt im Anschluss rollte ein neuer Angriff los. Und wieder war es Dorá Zeller, die ihren ersten Treffer beinahe kopierte und die Kugel wieder wunderschön von links in den Winkel zirkelte (82.).

Nikolic hatte in der 90. Minute dann sogar noch die Chance auf den Ausgleich, der Ball segelte jedoch knapp vorbei und bescherte den Kölnerinnen somit einen wichtigen Derby-Sieg gegen stark kämpfende Leverkusenerinnen.

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