DIe US-Amerikanerin Alex Morgen mit Tochter Charlie. Die Vereinbarkeit von Profifußball und Familie funktioniert.
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Frauen nehmen Elternzeit deutlich häufiger in Anspruch als Männer. Das geht aus einer gesellschaftlichen Studie des Statistischen Bundesamtes von 2019 hervor. Berücksichtigt wurden alle Mütter zwischen 20 und 49 Jahren, die Kinder unter drei, beziehungsweise sechs Jahren, haben. Demnach befinden sich mehr als 42 Prozent aller Mütter bei Kindern unter 3 Jahren in Elternzeit, bei den Vätern liegt dieser Wert bei 2,6 Prozent. Ein gewaltiger Unterschied. Doch woran liegt es?
Gesamtgesellschaftlich gesehen sind es wohl weiterhin veraltete Strukturen, die Mütter dazu zwingen, dass sie derjenige Elternteil sind, der zuhause bleibt. Doch auch ist es der Wille von vielen Frauen, die gerne bei ihrem Neugeborenen bleiben um deren Kindheit möglichst genau mitzuerleben. Für jede Entscheidung gibt es Gründe, die jede Mama und jeder Papa für sich selbst abwägen muss. Doch was feststeht: Frauen sind es, die öfter zuhause bleiben und demnach auch in ihrem Job Veränderung hinnehmen müssen.
In der Theorie sollen Frauen nach dem Wiedereinstieg in ihren Beruf keine Nachteile erleben – doch die Praxis sieht da bisher leider anders aus. Frauen haben es schwer, ihre gute Position oder den Arbeitsplatz im Allgemeinen nach einer Schwangerschaft zu halten und auch zeitlich gibt es viele Barrieren, die auch anders gestaltet werden könnten. Eines ist klar: Jeder Wiedereinstieg oder Neuanfang ist schwer, egal in welcher Branche.
Doch wie sieht es aus im deutschen Frauenfußball? Auch hier gibt es viele junge Spielerinnen, die den Wunsch haben, neben ihrer Karriere auch Mama zu werden. Und einige erfüllen sich diesen Wunsch. Doch funktioniert das überhaupt? Bekommt man Training, Spielplan, sonstige Termine des Fußballerinnenlebens und das Privatleben unter einen Hut mit der Erziehung eines Kindes? Wir schauen es uns mal an …
Blicken wir erstmal ins Ausland. In die USA, um genau zu sein. Die Rede ist von Alex Morgan. Die Stürmerin ist zweimalige Weltmeisterin, Olympiasiegerin, Champions League Siegerin, zweimalige amerikanische Fußballerin des Jahres und: Mama. Die 32-Jährige wurde im Mai 2020 nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft Mutter einer Tochter. Ihr Mann, Servando Carrasco, ist ebenfalls Profifußballer, wenn auch nicht ganz so erfolgreich wie seine Frau ;)
Nach der Geburt machte Morgan dort weiter, wo sie aufgehört hatte. Sie spielte weiterhin Fußball und schoss weiterhin Tore, als hätte sie keine neun Monate pausiert und wäre frisch gebackene Mutter. Sie wechselte sogar nach Europa. Sie unterschrieb bei Tottenham Hotspur und zog mitsamt der kleinen Familie nach England. Hier spielte sie für eine Saison. Aber das ist nicht das Entscheidende. Das Entscheidende ist, dass sie ohne Pause einfach weiterspielte. Und wieso denn auch nicht? Zeitlich meisterten sie und ihr Mann es optimal. Die Tochter kam mit zu den Spielen. Ja selbst im Trainingslager versüßte ihre Tochter allen Spielerinnen die Arbeit. Selbstverständlich wird es auch hier Komplikationen gegeben haben und nicht alles so am Schnürchen gelaufen sein, wie es für uns Fans auf Social Media aussah. Aber dennoch, Alex Morgen zeigt, dass gerade im Frauenfußball die Vereinbarkeit von Beruf und Familie funktioniert.
Und auch in Deutschland gibt es die ersten Mamas in der Frauenbundesliga. Die Leverkusenerin Sandra Maria Jessen wurde vor rund drei Wochen Mutter. Seither postet die Profifußballerin Bilder auf Instagram und zeigt sich überglücklich. Jessen pausiert einige Monate doch auch sie wird höchstwahrscheinlich auf den Platz zurückkehren.
Und der Lohn? Bekommt sie den denn überhaupt weiterhin? Auch wenn sie nicht spielt und trainiert? Ja.
2020 beschloss die FIFA, dass ab dem 1. Januar 2021 alle Spielerinnen weltweit Recht auf Mutterschutz haben. Spielerinnen sollen dabei einen verpflichtenden Mutterschutzurlaub von mindestens 14 Wochen erhalten, in dem zwei Drittel des vertraglich verhandelten Gehalts bezahlt werden sollen.
Für die FIFA ist die Begründung einfach: „Wir wollen, dass Frauen professionelle Fußballerinnen sind, aber gleichzeitig auch eine Familie haben können.“ (Sarai Baremann, FIFA-Frauenbeauftragte)
Doch die Klubs sind zu mehr verpflichtet als nur zu finanziellen Leistungen. Nach der Schwangerschaft und der Pause sollen die Spielerinnen wieder in den Sport und die Mannschaft eingegliedert werden und entsprechende medizinische Behandlung erhalten. Das oberste Ziel ist es, weltweit die Diskriminierung von Frauen im Fußball zu beseitigen und Hürden, die der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Weg stehen, zu überwinden.
Das Signal der FIFA ist positiv zu vermerken, es wird nicht nur in Richtung Professionalisierung, sondern auch Menschlichkeit und Soziales etwas getan im weltweiten Frauenfußball.