Immer noch mit Maske unterwegs: Neben Profifußballerinnen leiden vor allem Amaterufußballerinnen unter der Pandemie.
©Michael Memmler
Mehr als zwei Jahre ist es her: 27 Januar 2020. Die Meldung über den ersten Corona-Fall in Deutschland. Das Virus sei zunächst keine große Gefahr für die Bundesrepublik und ihre Bürgerinnen und Bürger. Damals hat wohl kaum einer geglaubt, dass uns das Virus auch zwei Jahre später noch einschränkt, begleitet und terrorisiert. Immer noch gibt es Einschränkungen, die ein Leben wie vor der Pandemie nicht ermöglichen. Immer noch wird über Impfdaten diskutiert. Immer noch leiden unzählige Menschen darunter, besonders Kinder.
Und auch im Fußball ist noch einiges anders: keine vollen Stadien, einige Spielabsagen wegen Corona-Infektionen in den Kadern der Teams. Spielerinnen und Spieler fallen aus. Erst jüngst mussten die DFB-Frauen beim Arnold-Clark-Cup in England mit der B-Mannschaft auskommen, insgesamt 14 Spielerinnen waren verhindert, darunter auch Leistungsträgerinnen wie Melanie Leupolz oder Alexandra Popp.
Doch wenn alle Blicke auf den Profisport gerichtet sind: Wer kümmert sich um die Amateure, die Kinder, die Hobbykicker und -kickerinnen? Wer schaut auf sie?
Nun ja, zunächst mal niemand so genau, ein Wegschauen ist wohl eher an der Tagesordnung, um nicht mit der Realität konfrontiert zu werden. Der Fußballbetrieb läuft zwar wieder, auch für die Kinder, Jugendlichen und Amateure, doch auch noch nicht allzu lange. Viel Zeit ist vergangen, in der nicht auf den Nachwuchs und die Amateurfußballer geblickt wurde. Viel Zeit ist vergangen, in der psychologische und physische sowie gesellschaftliche Themen und Probleme nicht beachtet wurden.Neuer Text
Und wie stehen da die Vereine und Amateurfußballer*innen selbst dazu? Eine jüngste Umfrage des DFB hat ergeben, dass 75 Prozent aller 6.200 Teilnehmenden Mitte November kein Verständnis für eine erneute Einstellung des Trainingsbetriebs hätten.
Und noch erschreckender: Bei einem erneuten Lockdown "wären die Kinder und Jugendlichen die größten Verlierer" gaben 70 Prozent der Befragten an. Es zeigt das Ausmaß der Corona-Pandemie. Gerade Kinder und Jugendliche brauchen den Platz, den Ball, die Auszeit, den Austausch mit ihren Mitspieler*innen, den Kontakt zu andere Personen, die außerhalb der eigenen vier Wände agieren. Sie brauchen die soziale Interaktion. Und die gibt ihnen nun mal, wenn die Schule auch noch zu hat, der Kindergarten seit Wochen niemanden reinlässt, Kindergeburtstage nur mit Einschränkungen möglich sind, nun mal der Sport und der Fußball.
Doch neben der psychologischen Problematik gibt es auch eine finanzielle. Und zwar für die Vereine. Viele Mitglieder beenden ihre Mitgliedschaft, kaum neue können gewonnen werden. Ausschlaggebend für Mitgliederrückgänge ist unter anderem auch der fehlende Wettbewerb. Denn ohne den „Wettbewerbscharakter“, verliert der ein oder andere "einfach die Lust am Sport", so Jugendwart Harald Fengler gegenüber SWR Sport. Das Geld wird weniger. Die Finanzierungsmöglichkeiten sinken. Knapp 30 Prozent der Befragten gaben an, ihr Verein würde keine weitere Saison ohne Veranstaltungen finanziell überstehen. Nun ja, mag mancher sagen, wenn es den Verein trifft, dann ist das ja nicht so schlimm. Und ob es das ist. Hinter dem Verein stehen Arbeitsplätze, Freiwillige, Begeisterte und vor allem die Sportler und Sportlerinnen selbst. Und dann ist es kein finanzielles Problem mehr, sondern ein psychologisches und physisches.
Besonders im Nachwuchs hat sich der Amateurfußball verändert. Durch die oben dargestellten Folgen der Pandemie, wenden sich immer mehr Kinder und Jugendliche vom Sport ab, der Vereinsfußball verzeichnet stetig sinkende Beitrittszahlen, die Zuschauer*innen auf den Sportplätzen werden immer weniger und auch medial hatte der Amateursport mal mehr Aufmerksamkeit. Wo diese Veränderungen hinführen, lässt sich noch nicht genau bestimmen. Doch eines ist klar: Die Pandemie hat uns alle verändert.