Erstmals verdienen Profifußballerinnen so viel wie ihre männlichen Kollegen

Johanna Grimm, Jonathan Krech • 18. März 2021

Hat das Einfluss auf die gesamte Bevölkerung?

Mal angenommen...

Sydney Lohmann (li.) vom FC Bayern München verlängerte erst vor Kurzem ihren Vertrag bis 2024.

Fotografin: Svenja Hoppe

Bisher ist es noch unvorstellbar. Frauen und Männer verdienen gleich viel im Profifußball? Ein langer Weg, bis es soweit sein wird. Heute verdienen selbst die Männerprofis in der 3. Liga durchschnittlich viermal so viel wie die Fußballerinnen der Frauen-Bundesliga, obwohl der Aufwand für die Spielerinnen mindestens der gleiche ist. Ein Blick auf den FC Bayern lässt einen guten Vergleich zu: sowohl die Männer der ersten Mannschaft als auch die Frauen der ersten Mannschaft trainieren mehrmals die Woche, arbeiten also auch gleich viel. Beide Teams nehmen in der  Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions League teil. Hinzu kommen Geschäftsreisen zu internationalen Spielen oder Auswärtsspiele in der Bundesliga, die ebenso oftmals gleich viel Zeit in Anspruch nehmen. Und obendrauf gibt es Media-Termine, Deutschkurse oder sonstige Vereinsaktivitäten. Zeitlich nimmt es sich also nicht viel zwischen den Männern und Frauen. Ein nennenswerter Unterschied macht sich nur beim Gehalt bemerkbar.

 

Sydney Lohmann beispielsweise, Top-Spielerin beim FC Bayern München, verdient heute geschätzt rund 150.000 Euro im Jahr - und das ist eines der Top-Gehälter in der Frauen-Bundesliga. Ihr männliches Pendant, Thomas Müller, bekommt mehr als das 100-fache, also über 15 Mio. Euro. Doch warum ist das so? Wir sind mal ganz direkt: Weil es eben nicht, wie oft gerühmt, um Leistung geht, sondern um Werbeeinnahmen und Zuschauerzahlen.

Die privaten und öffentlichen Sender streiten sich ständig darum, wer welche Übertragungsrechte in der Bundesliga und Champions League bekommt, und sind bereit dafür Unsummen auszugeben. Bei den Frauen ist es in beiden Wettbewerben eher mühselig einen Partner zu finden, bisher werden die Spiele der FLYERALARM Frauen-Bundesliga ausschließlich beim vergleichsweise reichweitenschwachen Bezahlkanal MagentaSport gezeigt. Die Partien in der Königsklasse werden oft via YouTube live von den Vereinen selbst gestreamt. Und auch die Stadien sind bei den Spielen der Männerprofis fast immer ausverkauft. Während zu den Duellen der Frauen-Bundesliga durchschnittlich 900 Fans kommen liegt dieser Wert bei den Männern bei rund 39.000 Unterstützern.

Ähnliches Zuschauerfehlen ist auch bei den Spielen der Nationalmannschaften zu vermerken. Doch ist das Grund genug für den Verband den Frauen weniger Gehalt auszuzahlen, obwohl sie doch gleiche Arbeit leisten und bei so manchem internationalen Turnier deutlich besser abschneiden als die Männer?

 

Aber nicht nur im Profifußball ist die Gender-Pay-Gap vorhanden. In Deutschland verdienen Frauen für die gleiche Arbeit durchschnittlich 18% weniger als Männer, wie das Statistische Bundesamt belegt.

Gleiche Bezahlung im Profifußball - Unser Zukunftsszenario

Gehen wir nun davon aus: Sydney Lohmann verhundertfacht ihr Gehalt. Von nun an bekommt sie für die gleiche Arbeit auch gleiches Gehalt. Sie verdient also, wie Thomas Müller, 15 Millionen Euro im Jahr.

Kann das nun als Vorbild innerhalb der Gesellschaft dienen? Ja. Denn Mädchen, die von ihrer eigenen Fußballkarriere träumen, sehen eine starke Frau und Sportlerin, die nicht wegen ihres Geschlechts benachteiligt wird, sondern für ihre Arbeit entlohnt wird. Sie lernen, was selbstverständlich sein sollte: Dass Arbeit und Leistung unabhängig vom Geschlecht bewertet und vergütet werden. Die gleiche Bezahlung im Fußball, der große gesellschaftliche Anerkennung genießt, dient als Startschuss und regt ein Umdenken in der gesamten Gesellschaft an. Zukünftig gilt nicht nur im Profifußball gleiche Vergütung, sondern auch im Allgemeinen. Der Fußball schreitet nur als positives Beispiel voran.


Dieser Artikel ist Teil unserer Utopie-Reihe. Dabei spielen wir Zukunfts-Szenarien durch, die eine mögliche Wendung oder Entwicklung im Frauenfußball darstellen. Wichtig ist, dass diese NICHT eintreten muss und die Informationen NICHT wahr oder richtig sind, sondern als Fundament für eine Fantasie gelten.

Denn alte gesellschaftliche Muster brechen wir nur auf, indem wir kritische Themen ansprechen, den Staus Quo überdenken und neu definieren. Das ist das Ziel von Flankengöttinnen. Wir schaffen eine Plattform, die es dem Frauenfußball erlaubt, an gesellschaftlicher Anerkennung zu gewinnen und nicht nur auf Klischees und Vorurteile fokussiert ist.

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