Steigert das die gesellschaftliche Stellung des Frauenfußballs?
Dauerbrennerin beim VfL Wolfsburg und in der Nationalmannschaft: Svenja Huth.
Fotografin: Svenja Hoppe
Instagram, YouTube, Sportschau, Sky, DAZN und vieles mehr. Ein Blick in die digitalen Medien genügt, um immer up-to-date zu sein im europäischen Fußball. Ein neues Wechselgerücht hier, ein Trainerwechsel dort. Doch wie sieht es im Frauenfußball aus? Der Blick ins europäische Ausland ist vielversprechend. Gerade in England sind die Vereine, Spielerinnen und Verbände im Frauenfußball in den sozialen Medien und größtenteils auch im Fernsehen sehr präsent. Dabei ist es nicht nur die Initiative des Verbands oder der Vereine, sondern vor allem der Spielerinnen selbst, die ausschlaggebend ist für mehr Aufmerksamkeit.
Dies muss nicht über einen wöchentlichen Zeitungsartikel geschehen oder die ständige Teilnahme in TV-Shows. Instagram-Posts, TikToks oder Social-Media-Stories reichen oft schon aus.
Fans, Follower und Begeisterte lieben jede Art des Contents. Egal ob ein schöner Sonnenuntergang, ein Bild vom Teamtraining oder eine Instagram-Story zum neuesten Projekt der Profifußballerinnen – die Fans lieben es und sind hungrig nach mehr.
Nicht umsonst gibt es die Bezeichnung "Influencer*in". Dieser Begriff ist hier nicht nur auf eine Person bezogen, die ihre starke Präsenz und ihr hohes Ansehen in sozialen Netzwerken nutzt, um beispielsweise Produkte oder Lebensstile zu bewerben, sondern als Form der Einflussnahme auf bestimmte Personengruppen über Posts und Stories, um davon selbst vor allem von der Reichweite zu profitieren.
Und in Deutschland? Natürlich, auch hier gibt es die gängigen Social-Media-Plattformen und auch hier gibt es genügend Fans und Profifußballerinnen, die darauf zu finden sind. Die Frage ist nur, ob es denn reicht, nur einen Instagram-Account zu haben, auf dem ab und zu mal gepostet wird. Ein Vergleich zwischen einer Spielerin für den Arsenal FC und den FC Bayern zeigt schnell: Die Profifußballerinnen im europäischen Ausland sind präsenter, gefragter und erfolgreicher auf Social Media.
Profifußballerinnen als Influencerinnen? Deutschland hinter England
Leah Williamson, englische Nationalspielerin und Eigengewächs von Arsenal, postet pro Woche im Schnitt drei bis vier Bilder. Hinzu kommen tägliche Stories, sei es zu einer neuen Aktion, einem Trainerwechsel, der neueste Kooperation mit einer weltbekannten Sportmarke, eine neue Podcast-Folge oder eben nur ein Bild vom Sonntagsspaziergang.
Und auch auf TikTok ist die 24-Jährige unterwegs. Auch wenn es ein paar wenige Videos sind, immerhin gibt es Videos von ihr, in denen sie mit Teamkolleginnen tanzt. Und auch der Hashtag #leahwilliamson ist, wie viele andere Namen europäischer Profifußballerinnen, begehrt auf der Social-Media-Plattform.
Nun der Vergleich zu einer Spielerin, die bei einem deutschen Verein unter Vertrag steht.
Svenja Huth, Flügelflitzerin beim VfL Wolfsburg und bewährte Nationalspielerin, hat einen Instagram-Account und postet dort vor allem Neuigkeiten zur sportlichen Entwicklung des DFB-Teams oder der Wölfinnen. Im Durchschnitt postet die Offensivspielerin ein bis zwei Mal im Monat. Bei den Instagram-Stories ist die Aktivität etwas erfreulicher, jedoch auch nicht so stark wie bei
Leah Williamson.
Trotz der eigenen Privatsphäre sind es vor allem die SPIELERINNEN selbst, die profitieren. Dabei reicht schon der Blick auf die Followerzahlen:
Leah Williamson (@leahwilliamson): 248 Tausend
Svenja Huth (@huth_svenja_offiziell): 43,8 Tausend
Verallgemeinern kann man dieses Social-Media-Verhalten selbstverständlich nicht. Und trotzdem ist festzustellen, dass die Spielerinnen in den anderen europäischen Ligen deutlich mehr Aufmerksamkeit erhalten, als die deutschen.
Dem ehemaligen Bayern-Star
Sara Däbritz, Nationalspielerin und Stürmerin bei Paris Saint Germain, folgen 148.000 Abonnent*innen und
Melanie Leupolz, unter Vertrag beim FC Chelsea begeistert täglich 188.000 Follower.
Viele Spielerinnen in Deutschland nutzen die Social-Media-Kanäle nicht genug, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit geballt auf sich zu ziehen. Ja, in den letzten Jahren ist ein großer Vorschritt zu verzeichnen, doch eben nicht genug.
Doch was ist die Lösung? Gehen wir nun davon aus: Die Spielerinnen in Deutschland nutzen ihre eigene Players-Voice häufiger und ihre Sichtbarkeit steigt nicht nur auf Social Media sondern in allen Medien. Kann das dann als Chance gesehen werden, dem Frauenfußball in gesellschaftlicher Hinsicht mehr Gehör und vor allem mehr Akzeptanz zu verschaffen?
Ja. Denn Menschen reagieren auf das, was sie regelmäßig und häufig zu lesen, hören oder sehen bekommen. Die Bundeszentrale für politische Bildung belegt, dass mehr Präsenz von bestimmten Informationen oder Nachrichten einen psychologischen Einfluss auf das Denkverhalten und Agieren der Menschen hat.
„Durch ihre Berichterstattung vermitteln die Medien einen Eindruck davon, welche politischen und gesellschaftlichen Themen aktuell von Bedeutung sind (Medien-Agenda). Damit beeinflussen sie, welche Themen die Menschen wichtig finden (Agenda-Setting).“
Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/izpb/7543/wie-medien-genutzt-werden-und-was-sie-bewirken
Wenn nun also mehr Profifußballerinnen im Rampenlicht stehen, stehen gleichzeitig auch mehr Frauen im Rampenlicht, die Fußballspielen nicht als Hobby ausüben, sondern als Beruf.
Durch die erhöhte Präsenz der Spielerinnen fällt automatisch mehr Aufmerksamkeit auf den Sport.
Eine erhöhte Medienpräsenz von Profifußballerinnen in Deutschland hilft also nicht nur den Spielerinnen und Vereinen selbst, sondern könnte auch die gesellschaftliche Stellung aller Frauen im Fußball und des Frauenfußballs an sich deutlich verbessern, dadurch, dass die simple Präsenz ausschlaggebend für mehr Akzeptanz ist. Denn irgendwann werden auch die großen Medienhäuser, TV-Sender oder ARD-Sportsendungen ;) dieses Landes sehen, dass der Frauenfußball voller Potenzial und Aufmerksamkeit steckt.
Dieser Artikel ist Teil unserer Utopie-Reihe. Dabei spielen wir Zukunfts-Szenarien durch, die eine mögliche Wendung oder Entwicklung im Frauenfußball darstellen. Wichtig ist, dass diese NICHT eintreten muss und die Informationen NICHT wahr oder richtig sind, sondern als Fundament für eine Fantasie gelten.
Denn alte gesellschaftliche Muster brechen wir nur auf, indem wir kritische Themen ansprechen, den Staus Quo überdenken und neu definieren. Das ist das Ziel von Flankengöttinnen. Wir schaffen eine Plattform, die es dem Frauenfußball erlaubt, an gesellschaftlicher Anerkennung zu gewinnen und nicht nur auf Klischees und Vorurteile fokussiert ist.